Tongariro Crossing

 Am Donnerstagmorgen gegen 10 Uhr ging es von Auckland los in Richtung Tongariro-Nationalpark im Zentrum der Nordinsel, um uns dort das Tongariro Crossing vorzunehmen. Auf dem Weg gab es Mittagessen bei McDonalds und einen Kaffee in einem kleinen Ort mit dem schönen Namen "National Park" mit Blick auf den Mt Ngauruhoe.


Kaffeepause mit Ausblick
Bevor wir zum Campingplatz fuhren, machten wir noch einen Stopp am Chateau-Hotel am Fuß des Mt Ruapehu. Oberhalb des Chateau, ca 15 Minuten den Ruapehu hinauf, wurde die Schlacht des "letzten Bündnisses" aus dem Prolog des ersten Herr der Ringe Teils gedreht. Das Chateau ist ein äußerlich wie aus einem Märchen entstammendes Hotelgebäude wodurch es in der Vulkanlandschaft unwirklich und interessant aussieht. Wir gingen kurz hinein und bestaunten die "Lounge" des Hotels von der aus man einen sehr coolen Ausblick auf den Ngauruhoe hat. In dieser Gegend war der Wind sehr stark und auf einer Infotafel im iSight nebenan wurden Stürme mit 80 km/h angesagt - wir zweifelten ob das Crossing für den folgenden Tag eine Gute Idee sein würde. Nun fuhren wir zum Zeltplatz und buchten trotz allem drei Plätze im Bus, der uns am nächsten morgen um 7 zum Start des Walks bringen und um 16:30 am Zielpunkt wieder abholen sollte. Dann baute ich schnell mein Zelt neben dem Camper von Nicole und Daniel auf und nach dem Abendessen in der Campingplatz-Küche wurde der Abend standesgemäß mit ein paar Bier beim Sonnenuntergang beendet.

Blick aus dem Chateau
Nach einer sehr unruhigen Nacht (in einem Zelt direkt an der Strasse kann man sich nachts schonmal über vorbeifahrende Autos erschrecken) in einem Schlafsack der wohl nicht für Temperaturen in 1100 Meter Höhe gemacht wurde, klingelte der Wecker viel zu früh. Schnell ein paar Lagen Kleidung angezogen (bei gefühlten 5 Grad), einen Kaffe getrunken und bereit zur Abfahrt gemacht, saßen wir gegen 6:45 im Bus und fuhren bald los. Nach ca 15 Minuten fahrt kamen wir an unserem Ziel an und starteten den Track. Zuerst ging es eine Zeit lang durch flaches Gelände, zum Schutz der Umgebung z.T. über Holzstege, durch eine spärlich bewachsene Landschaft mit viel felsigem Untergrund. Noch war es sehr kalt da wir im Schatten der Berge liefen.

Far away, lonely mount(ain) Taranaki
Nach einer Stunde machten wir einen Zwischenstopp um uns etwas zu stärken. Nun wurde der Weg ein wenig steiler und bald verließen wir den Schatten der Berge so dass nicht mehr allzuviele Schichten an Textilien, dafür aber jetzt Sonnenmilch Sinn machte. Den beiden anderen fiel auf, das wir am Horizont den an der 120 km entfernten Westküste liegenden, Mt Taranaki sehen konnten - wir hatten einen strahlend blauen Himmel und daher sehr gute Sichtbedigungen ! Gegen 9:30 kamen wir zu dem Punkt des Trackings, von dem aus ein Nebenpfad zum Gipfel des Mt Ngauruhoe (a.k.a. Amon Amarth) abgeht. Laut Beschilderung war hierfür ein Zeitaufwand von 3 Stunden erforderlich, wir waren uns recht sicher, trotzdem den vereinbarten Treffpunkt mit dem Shuttlebus einzuhalten und entschieden uns, nach einer weiteren Stärkung den Gipfel in Angriff zu nehmen.

Aufwärts
Der erste Teil des Weges war noch recht einfach doch der Weg wurde steiler und steiler. Zwischen sandigen Abschnitten mit viel losem Gestein wechselte der Untergrund immer wieder zu festen großen Felsen auf denen man weitaus besseren Halt hatte. Wir kamen nur langsam voran und der von uns aus höchste sichtbare Punkt des Berges, von dem wir nicht sicher waren ob es überhaupt der Gipfel ist, schien kaum näher zu kommen. Irgendwann wurde das graue Gestein rot und später gesellten sich vereinzelte kleine Schneefelder hinzu. Die letzten 15 Minuten des Weges gestalteten sich als besonders schwierig, hier hatte man loses Geröll zu überqueren, das nicht, wie vorher, von sandigem sondern diesmal felsigem Grund unterlegt war, eine sehr wackelige Angelegenheit bei der man oft zusammen mit den Felsen unter seinem Fuß wieder ein Stück abrutschte.

Oben
Nach über zwei Stunden endlich auf dem knapp 2300 Meter hohen Gipfel angekommen hatten wir einen unglaublichen Panorama-Ausblick: Nach Norden, von wo wir kamen, überblickten wir den Tongariro Nationalpark mit seinen Emerald Lakes und dem Blue Lake, in der Ferne dahinter der Lake Taupo. Nach Süden, über den Krater des Vulkans hinweg, war nun auch der benachbarte Ruapehu zu sehen, der höchste Punkt der Nordinsel. An  einigen Stellen traten hier oben kleine Rauchschwaden aus dem aktiven Ngauruhoe.

Aussicht vom Gipfel des Ngauruhoe
Ein Picknick und viele Fotos später wagten wir uns an den Abstieg. Einige unserer Vorgänger hatten uns vorgemacht, dass man anscheinend einen ziemlich sandigen Pfad runterrutschen anstatt klettern und so den Rückweg sehr verkürzen könnte. Die ersten Minuten verliefen gut, man stellte sich seitwärts und ließ sich ein paar Meter rutschen, wobei ein Fuß automatisch im Sand versank und man so abbremste. Bald jedoch kamen mehr und mehr Steine von hinter uns absteigenden Leuten angerollt. Ich war vom sandigen Pfad abgekommen und auf dem nun felsigen Untergrund stoppten die Steine nicht sondern rollten/hüpften mir entgegen. Als mehr als faustgroßer Brocken unaufhörlich auf mich zukam und nur knapp sein "Ziel" verfehlte geriet ich doch in ziemliche Panik und machte mich schnell daran, wieder auf den sandigen Abstiegsweg zurückzukehren wo solche Steinschläge schnell gestoppt werden. Hier verlief der Abstieg, bis auf ein Paar Landungen auf allen Vieren, problemlos. Ein paarmal hielt ich an um meine Schuhe von einer Menge Sand zu befreien. Auch der Abstieg zog sich sehr lange hin.

HDR-Spielerei auf dem Schicksalsberg
Nach einer Weile kam ich in flachere Abschnitte, hatte allerdings mittlerweile Nicole und Daniel, die ich anfangs immer wieder oberhalb von mir sehen konnte, verloren. An der vor einigen Stunden verlassenen Gabelung des Trackings wieder angekommen, versuchte ich mit dem Teleobjektiv einer dort rastenden Frau die beiden auszumachen, war aber leider erfolgslos. Da ich mir nicht sicher war, ob sie diesen Weg oder direkt den Abstieg in Richtung des "Red Crater" machen würden, nahm ich den Weg in Richtung Krater in Angriff. Auf halbem Weg traf ich auf eine Gruppe von Leuten die mir versicherten, dass sie die beiden (nach meiner Beschreibung) gesehen hätte und in ca fünfzehn Minuten hier ankommen müssten, so kam es dann auch. 

Red Crater und Mt Ngauruhoe
Wir waren alle schon ziemlich fertig, hatten allerdings erst ca fünf Kilometer des eigentlichen Crossings hinter uns, so das noch fünfzehn vor uns lagen. Bald stieg der Weg wieder ziemlich steil an und erreichte dann beim roten Krater den höchsten Punkt des eigentlichen Crossings. Ein recht steiler Abstieg brachte uns zu den Emerald Lakes, türkisfarbenen Kraterseen die farblich einen starken Kontrast zur Vulkanlandschaft bilden, ein ganzes Stück weiter lag der Blue Lake, ein weitaus größerer Kratersee. Unsere Wasserreserven waren mittlerweile erschöpft, angesichts der mittaglichen Hitze und fehlenden schattigen Wegabschnitte kein schönes Gefühl. Bis zur nächsten DOC-Hütte, der Ketetahi-Hut, wo es hoffentlich Wasser geben würde, war noch ein gutes Stück zurückzulegen.

Die Emerald Lakes
Der wahnsinnig schöne Anblick aus der Höhe des Tongariro-Nationalparks auf den näher kommenden Lake Taupo entschädigte uns dafür jedoch eine Weile. Irgendwann kamen wir in Sichtweite der Hütte, bis zu der es jedoch entlang der serpentinenartigen Pfade des Bergabhangs noch ein recht weiter Fußweg war. Nich weit von der Hütte war ein in dampfschwaden gehülltes Stück Land zu sehen, ein Maori-Privatgrundstück auf dem die heißen vulkanischen Quellen genutzt werden. Endlich an der Hütte angekommen, füllten wir unsere Wasserflaschen mit dem Wasser was dort in zwei großen Reservoirs lagerte und hinterließen im Gegenzug eine kleine Geldspende. Hier trafen wir auch wieder auf andere Leute, die hier zum Teil einen kurzen Stopp wie wir machten oder auch im Rahmen des Tongariro Northern Cicuits (einer der "Great Walks") in der Hütte übernachten. Nach einer kleinen Ruhepause machten wir uns auf den letzten Abschnitt des Weges der bald durch Urwald führte, ein sehr willkommener Kontrast zur stundenlangen Wanderung durch die Vulkanlanschaft ohne Schatten. 

Maori-Gebiet und Ketetahi-Hut
Circa zwei Stunden später erreichten wir den Parkplatz. Wir hatten mittlerweile 19 Uhr, unser für 16:30 besteller Abholservice war also schon lange weg. Daniel hatte vorher auf dem Weg zum Glück schon einmal eine Handyverbindung zum Campingplatz hinbekommen, so dass man dort Bescheid wusste und niemanden auf die Suche zu uns losschicken musste. Man hatte uns schon Hoffnung gemacht, dass uns auch um eine spätere Uhrzeit noch jemand abholen könnte, also machten wir uns jetzt auf den Weg zur Hauptstrasse wo es auch irgendwann wieder Netzempfang gab und Daniel einen gewissen Hayden ("we've got a Hayden here who can pick you up" ;) ) erreichte der uns dann gegen ein kleines Entgelt abholte. Irgendwie haben wir es dann noch geschafft zu duschen und etwas essbares herzurichten, wenn ich mich recht erinnere haben wir sogar noch das Geschirr gespült ! Anschließend mietete ich mir eine Hütte (am Zelten hatte ich in der Vornacht etwas das Interesse verloren) und fiel völlig zerstört (und glücklich) in mein Bett, den beiden anderen ging es wohl ähnlich in Ihrem Camper !


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